Was sagt die Österreichische Behörde?
Wie ist das zu interpretieren, wenn die EU-Kommission sagt, ein „Risiko für die Gesundheit könne nicht ausgeschlossen“ werden? Das heißt doch nicht gleich, dass Gefahr besteht? Lässt sich ein Risiko denn jemals ganz ausschließen?
Kritisch hinterfragt sollten auch unsere derzeitigen Modelle der Risikobewertung werden, insbesondere hinsichtlich ihrer Fähigkeit, das chronische Risiko richtig einzuschätzen. Stichwort: Kombinationswirkungen, Vergleichbarkeit Tier-Mensch etc. Der EU-Monitoringbericht birgt indes auch Positives. Denn die EU-Kommission versucht mit ihrem Bericht nicht, die Problematik von Pestizidrückständen zu bagatellisieren, sondern spricht sie klar und direkt an. Es scheint, als wäre sie entschlossen, einen offenen und transparenten Umgang mit diesem Thema zu wagen.
Verbesserungen lassen sich in der Regel erst dann erreichen, wenn die prinzipielle Notwendigkeit einer Veränderung einmal anerkannt wurde. Solange man versucht, zu beschönigen, wird kein Finger gerührt werden; womit wir schon beim österreichischen Umgang mit der Pestizidproblematik angelangt wären. Es macht den Anschein, als wäre das Klein- und Schönreden von Problemen hierzulande eine eigene Disziplin geworden, in der es sich gegenseitig zu übertreffen gilt.
Ein Beispiel: Die IGP (Industriegruppe Pflanzenschutz) hat 2003 erstmals die „IGP-News“ herausgegeben, welche seither vierteljährlich erscheinen mit dem Ziel, „über Themen aus dem Bereich des chemischen Pflanzenschutzes fundiert und sachlich zu informieren. “ In der Praxis liest sich die Information so: „Und tatsächlich finden sich Rückstände in Obst und Gemüse selten, Überschreitungen der Höchstwerte gar nur sporadisch. “ Wie können die so etwas schreiben, fragt sich der informierte Leser. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: „Im Zuge des Lebensmittelmonitorings 2000 überprüften die Wissenschafter insgesamt 499 Proben der oben genannten Lebensmittel auf das Vorhandensein diverser Pestizide. Sie erhielten insgesamt 36.828 Einzeluntersuchungsergebnisse, 99,4 Prozent davon brachten das Ergebnis ,kleiner als Bestimmungswert“ (IGP-News 1/03). Wie war das nochmals? 99,4 Prozent unter der Bestimmungsgrenze? Wir nehmen an unter Berufung auf den offiziellen österreichischen Monitoringbericht?
Im derzeit aktuellen österreichischen Monitoringbericht kann man Folgendes nachlesen: „Das bundesweite Lebensmittelmonitoring 2003 brachte für 99,5 Prozent (78.006) der insgesamt 78.403 Untersuchungen trotz zumeist niedriger Bestimmungsgrenzen das Ergebnis ,kleiner als Bestimmungsgrenze “
99,5 Prozent der Untersuchungen mit dem Ergebnis „keine Pestizide“! Genau das würden Konsumenten sich wünschen. Leider ist dieses Ergebnis das Resultat eines ebenso einfachen wie genialen „Rechentricks“, nämlich: Ich habe einen Apfel. Ich untersuche den Apfel mit einer Methode, die theoretisch 243 Wirkstoffe finden kann. Finde ich im Apfel ein Pestizid, dann sage ich nicht: „Ich habe im Apfel ein Pestizid gefunden“. Nein! Stattdessen sage ich: „Ich habe im Apfel 242 Pestizide nicht gefunden!“
Wird diese phantasievolle Gestaltung auf alle Proben angewendet, kann die Untersuchungsbehörde sagen: 99,5 Prozent der Ergebnisse seien unter der Bestimmungsgrenze. Gleichzeitig werden aus eher bescheidenen 502 Proben, die österreichweit im Rahmen der Lebensmittelüberwachung 2003 untersucht wurden, stolze 78.403 Untersuchungen!
Auf der Homepage des Landwirtschaftsministeriums erfährt man zum Thema Pestizide nicht nur, dass sie „phytomedizinische Präparate“ seien, die „im Akutfall gegen Pflanzenkrankheiten eingesetzt“ werden. Wir werden auch informiert, dass Österreich zu den am besten kontrollierten Ländern gehöre und mit seiner Analysenkapazität im „europäischen Spitzenfeld“ läge! Ebenfalls nachzulesen ist die erfreuliche Nachricht, der Pestizidverbrauch in Österreich nehme stetig ab. Doch leider zeigen die offiziellen Zahlen — diese werden vom selben Ministerium veröffentlicht —, dass der „Verbrauch an Pflanzenschutzmitteln in einem Bereich von ca. 3.400 t (+/- 200 t) pro Jahr stagniert“ — so der 7. Umweltkontrollbericht im Wortlaut.
Auch weiß kaum jemand, dass im kleinen Bergbauernland und Feinkostladen Österreich seit Februar 2004 mehr Pestizide zugelassen sind als in Holland und Deutschland zusammen. Durch eine Änderung des Pflanzenschutzmittelgesetzes aus dem Jahr 2002 haben alle Pestizidzulassungen in Holland oder Deutschland automatisch auch Gültigkeit in Österreich; umgekehrt ist das natürlich nicht der Fall. Holland und Deutschland bestimmen nach wie vor selbst, welche Pestizide sie in ihrem eigenen Land zulassen, so wie auch die übrigen EU-Mitgliedstaaten, mit einer einzigen Ausnahme: Österreich.
Dabei haben österreichische Produkte in Europa immer noch einen hervorragenden Ruf. Sollten wir da nicht danach trachten, am europäischen Markt mit Qualität zu überzeugen? Die Nachfrage besteht, und sie wird wachsen, da die Konsumenten immer kritischer werden. Stattdessen scheint die Landwirtschaftspolitik auf eine Doppelstrategie zu setzen. Auf der einen Seite werden durch eine Gesetzesänderung hunderte Pestizide ungeprüft ins Land geholt. Auf der anderen Seite wird alles getan, um nach außen den Schein vom Feinkostladen Österreich zu wahren. Pestizide werden als phytomedizinische Präparate für den Akutfall dargestellt, deren Verwendung in Österreich unaufhaltsam zurückgehe. So sind Pestizidrückstände auf Lebensmitteln ein Randthema. Bei der Kontrolle von Pestiziden liegt Österreich im EU-Spitzenfeld!
Es ist zu befürchten, dass diese Strategie auf lange Sicht nicht zielführend sein wird und der österreichischen Landwirtschaft dadurch nachhaltiger Schaden entstehen kann. Dabei wollen nicht nur die Konsumenten Sicherheit und Qualität bei Obst und Gemüse. Auch die Bauern sind nicht nur daran interessiert, wirtschaftlich über die Runden zu kommen. Selbstverständlich wollen gerade auch sie, dass ihre Erzeugnisse qualitativ hochwertig und gesund sind. Eine vernünftige und zukunftsorientierte Landwirtschaftspolitik muss versuchen, hierfür entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen.
Anhand einer harmlosen, unscheinbaren Frucht, den Erdäpfeln, wollen wir sehen, was das im Einzelnen bedeutet.
Bis vor ein paar Jahren wurde der Boden, noch bevor die Saatkartoffeln gelegt wurden, begast, um die Fadenwürmer unter Kontrolle zu bekommen. Das ist nun verboten. Mit diesem Begasungsvorgang ist oft jedes mikrobische Leben auf den Feldern mitvernichtet worden.
Die Saatkartoffeln, die in die Furchen gelegt werden, sind mit einem systemisch wirkenden Insektizid gebeizt, das die Drahtwürmer und noch manches mehr zur Strecke bringt. Die jungen Pflanzen saugen das Gift auf, und für einige Zeit stirbt jedes Insekt, das an der Knolle oder an den Blättern frisst.
Dann kommt die Zeit, ein Herbizid zu spritzen, um das schon langsam wuchernde Unkraut zu vernichten. Wenn die Blätter der Erdäpfel aufeinander treffen, das wird Reihenschluss genannt, muss ein Fungizid gegen die Blattfäule bzw. Knollenfäule ausgebracht werden. Im Sommer wird dann etwa zwei Mal ein Insektizid gegen den Kartoffelkäfer angewandt. Ein Bauer erzählt: Ich betrete dann für fünf Tage meine Felder nicht mehr, nachdem ich dieses Gift gespritzt habe.
Im Frühherbst werden die Lagererdäpfel geerntet. Bei so viel Gifteinsätzen und der richtigen Menge Düngemittel ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Bauer bis zu 60 Tonnen Erdäpfel je Hektar erntet. Die optische Qualität, die Farbe, die Schalenreinheit wird zufrieden stellend sein und uns Konsumenten erfreuen.
Nun werden die Erdäpfel gelagert. Alle, die nicht bis Allerheiligen verkauft worden sind, werden dann mit Chlorpropham behandelt. Chlorpropham ist ein keimhemmendes Mittel. Erdäpfel haben es an sich, nach einer gewissen Zeit Keime auszutreiben. Sie sehen, die industrielle Produktion von Lebensmitteln ist aufwändig, teuer und bedarf einiger Hilfsmittel.
Hans Ackerl, ein Bauer, der neben Getreide und Zwiebeln auch Erdäpfel anbaut, meint zu diesen Vorgängen lakonisch: „Ich dünge keine Pflanzen. Ich trage Sorge für ein gesundes Bodenleben, und ein gesunder Boden bringt gesunde Pflanzen hervor, die auch mit so genannten ,Schädlingen1 zurande kommen. Es ist wie beim menschlichen Immunsystem. Ist es intakt, gesund, wehrt es die meisten Bedrohungen ab. Was ist abträglich für das Immunsystem? Stress, ungesunde Lebensführung. Also gesunde ich zuerst den Boden.“
In einer Handvoll Erde gibt es mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde. 1 kg Humuserde enthält:
1 bis 100 Milliarden Bakterien und Pilze
10 Millionen bis 1 Milliarde Geißeltiere, Amöben, Wimperntiere
10.000-10 Millionen Rädertiere, Milben, Springschwänze
10-50 Millionen Tausendfüßler, Asseln, Käfer, Regenwürmer
Jedes Einzelne und jeder Einzelvorgang ist Teil eines umfassenden Lebenszusammenhanges. So leisten sie alle zusammen ihren Beitrag zu unserer Ernährung. Nur ein gesunder Boden trägt gesunde Früchte.
Greifen wir die Regenwürmer und ihren Beitrag für das gesunde Bodenleben auf. Regenwürmer sind ein Segen für die Bauern, die kein Gift an ihren Boden lassen. Sie sehen, welches dichte Leben sich im Boden abspielt. Dies zu erhalten, mehr noch, dies zu fördern, ist die Kunst der richtigen Agrokultur.
Auf einen Hektar Ackerboden scheiden zirka 1 Million Regenwürmer im Jahr 115 Tonnen Kot aus. Der Regenwurmkot enthält zehn Mal so viele Nährstoffe wie Kompost. Nun ist verständlich, warum das Angesicht des Bauern bei jedem Regenwurm, den er auf seinem Acker sieht, erfreut aufleuchtet. Ein kluger Landwirt pflegt daher das Bodenleben seiner Äcker mit Kompost, Stallmist, Gründüngung und einer mehrgliedrigen Fruchtfolge. Das stabilisiert den Boden, baut die Humusschicht auf und trägt wesentlich zur Wasserspeicherkraft des Bodens bei.
Böden, die verarmen, sind erosionsgefährdet. Sie können das Wasser nicht halten. Bei heftigem Regen kommt es häufig zu Murenabgängen. Diese Böden laufen auch Gefahr, zu versteppen.
Doch Hans, mein Freund, hat leicht reden, er ist ein Zauberer, ein Pflanzenzauberer. Ihm inmitten seiner Kulturen zu begegnen, seine Verbundenheit, sein Einssein mit den Pflanzen zu erleben, beeindruckt mich immer wieder aufs Neue.
„So wie die Sonne
die ganze Welt erleuchtet,
so erleuchtet der Herr des Feldes
das ganze Feld.“
Bhagavad Gita
Bei meinem letzten Besuch bei Hans lag das Getreide, die Halme der Nachbarsfelder nach den schweren Unwettern der Tage zuvor, samt und sonders am Boden. Es tat mir weh, dieses Elend zu sehen. Und er, mein Freund, stand mitten drinnen in seinem Feld. Kaum ein Halm war geknickt. Goldgelb, erntereif stand das Getreide da. Es war wunderbar anzusehen — eine vollendete Harmonie!
Diesem Augenblick beim Schreiben gerecht zu werden, ist kaum möglich. Es war schon später Nachmittag, ein Gewimmel verschiedenster Insekten — Bienen, Hummeln, vom nahen Bach kleine, große, grüne, blaue Libellen, Schmetterlinge in den abenteuerlichsten Farben und Zeichnungen — am Rande der Felder singende Grasmücken, ein Schwarm aufgeregter Stieglitze, Schwalben auf der Jagd nach Futter — eine unglaubliche Vielfalt, eine Fülle von Leben umgab uns. Alles war in Bewegung und tanzte um uns.
In meiner Sprachlosigkeit fiel mir ein Zitat von Isadora Duncan ein, das ich bei Bateson las: „Könnte ich ihnen sagen, was es bedeutet, dann bestünde kein Anlass, es zu tanzen.“
Ich stand da und verstand nichts und erfreute mich am Tanz um uns — herum. Ein einziger kosmischer Jubel!
Hans Ackerl verrichtet seine Arbeit mit dem Herzen. Einem Künstler gleich, lebt er im Intuitiven. Mit einer inspirierten Imaginationsfähigkeit begegnet er den Herausforderungen der Pflanzenführung. Mit seinem Herzen wendet er sich dem Boden und den Pflanzen zu, schaut auf das, was Not tut, und greift unterstützend ein. Das Herz reicht an Gründe, von denen das rationale Tun keine Ahnung hat. Hans werden die Wechselwirkungen der Naturzusammenhänge immer vertrauter.
„Müsset im Naturbetrachten
Immer eins wie alles achten;
Nichts ist drinnen, nichts ist draußen:
Denn was innen, das ist außen.
So ergreifet ohne Säumnis Heilig öffentlich Geheimnis.
Freuet euch des wahren Scheins,
Euch des ernsten Spieles:
Kein Lebendiges ist ein Eins,
Immer ist’s ein Vieles.“
J.W. Goethe
Das Wesen der Pflanze bleibt den meisten Menschen verborgen. Eine Pflanze bildet für jeden einsichtig mehr aus, als für die bloße Notwendigkeit der Erhaltungsfunktion notwendig wäre. Denken wir nur an den Reichtum der Blätterausformungen, die unendliche Vielfalt der Blütenformen und an die fast grenzenlosen Fruchtgestaltungen.
„Pflanzen werden aus den Lichtkräften des Weltalls gebildet. Jede Pflanze ist ein Abbild des Himmels“ — frei nach Rudolf Steiner. Jeder, der einmal ein blühendes Leinfeld sah, versteht Rudolf Steiner fraglos. Das eigene Erleben macht uns sicher.
Pflanzen bilden mit den sie umgebenden Insekten von den Käfern bis hin zu den Schmetterlingen, Hummeln, aber auch den Vögeln, kurzum der Fauna, eine kosmische Einheit.
Unweit von dem Ort, an dem wir stehen, blüht die Ragwurz. Einige Dutzend Formen von dieser Orchideengattung gibt es. Eine Hummelragwurz, Fliegenragwurz und so fort. Gerade diese Pflanze hat der Wissenschaft unzählige Rätsel aufgegeben und demonstriert so eindrücklich den Zusammenhang von Pflanze und Fauna. Es wurde beobachtet, dass sie nur von männlichen Bienen oder Wespen besucht wird. Beim Bestäubungsvorgang sind diese männlichen Hautflügler in einen merkwürdigen Taumel verfallen.
Die Ophrysblüte (Ragwurz) bietet keinen Nektar. Warum werden die weiblichen Insekten nicht auch angelockt? Rätsel über Rätsel. Die Lösung war dann einfach. Die Ophrysblüte sendet einen bestimmten Duft aus, der dem der weiblichen Hautflügler in ihrer geschlechtlichen Aktivität entspricht. Der Duft ist das Mittel der Fernanziehung. Erst in der Nähe wirken dann die Farben und das Muster auf die Insekten. Die Ophrysblüte ist für die Männchen bestimmter Hautflügler ein übermannender Begattungspartner. Sie berauschen sich und versuchen in der Blüte die Begattung auszuführen. Es scheint, dass die Ophrysblüte mit den männlichen Wespen ein Narrenspiel trieb und für die Verzauberung die Bestäubung bekam.
Dass Pflanzen über Duftstoffe kommunizieren, ist allgemein bekannt. Eine von Milben befallene Pflanze z. B. sendet den Duftstoff Methylsalicy-lat aus, und die nächsten Pflanzen werden nicht befallen, da dieses Signal Raubmilben anlockt. Pflanzen haben ihre Vorlieben, sie fühlen sich nahe oder sind gestresst, und sie kommunizieren mit ihrer Umgebung. Nur die wenigsten von uns machen sich an das Abenteuer, sie zu verstehen.
Wenn die Einsicht in die komplexen Zusammenhänge zwischen Landbau und Natur verweigert wird und der Bauer die vielfältige Kulturführung aus Rationalisierungsgründen aufgibt, führt das zur Einschränkung der Bodenfruchtbarkeit, Krankheiten treten auf, Schädlinge und Unkräuter bedrohen dann die Kulturen.
Bei diesen Störfällen in den endlosen Monokulturen unserer industriellen Bauern kommt Hilfe nur noch von der Chemiekeule. Ausrotten geht vor Verstehen. Wer hat noch Zeit und Muße, sich mit dem Eigentlichen, den Tatsachen des Lebendigen, dem Warum und Wieso auseinander zu setzen? So werden seit Jahrmillionen funktionierende Systeme mittels Gift ausgelöscht. Da sind wir wieder bei den ad-hoc-Anwendungen.
Zu den Tatsachen, dass die Pestizide immer komplexer geworden sind, um noch den erwünschten Erfolg erzielen zu können, meint mein Freund Hans: „Jedes Lebewesen, dem das Recht auf Leben genommen wird, radikalisiert sich. Es entwickelt Resistenzen. So wird es immer schwerer und teurer, den Störfällen Herr zu werden.“ Hans hat diesen Teufelskreis längst hinter sich gelassen, hat diesem ausweglosen Bauer-Sein den Rücken gekehrt. Sowohl seine Arbeitskraft als auch sein Geld hat er der blühenden Chemieindustrie entzogen. Er ist im Einklang mit seiner Arbeit und in Harmonie mit seinen Pflanzen. Er setzt auf Qualität, auf Lebensmittel-Qualität, im Wissen darum, dass dies die einzige Zukunftschance für die Bauern ist.
Auf seinem Boden erntet er nicht 60 Tonnen Erdäpfel am Hektar, wie die industriell arbeitenden Bauern. Er begnügt sich mit 20 Tonnen je Hektar. Er beutet weder den Boden noch die Pflanzen aus. Sie wissen — wegen dem Stress und dem Immunsystem. „Masse kann jeder produzieren. Damit will und kann ich nicht konkurrieren. Die Gesundheit meines Bodens, die Gesundheit der Pflanzen, die Harmonie von Pflanzen und Boden und die Gesundheit der Konsumenten sind mein Anliegen. Dem widme ich meine ganze Energie, und die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Darum gedeiht mir alles ohne Industriedünger und Pestizide.“
Bis nach England werden seine Produkte nachgefragt. Ein stolzer Bauer. Ein erfolgreicher Bauer, einer mit Zukunft und Freude an seiner Arbeit.
Und wie steht es nun mit der Würde der Pflanzen? Haben Pflanzen eine Würde? Ja, Pflanzen haben eine Würde — es ist diejenige, die wir Menschen ihnen verleihen, gewähren! Wieder kommt es auf den Menschen an, jeden Einzelnen und unseren Respekt vor der Schöpfung.
„Suchst Du das Höchste, das Größte?
Die Pflanze kann es Dich lehren.
Was willenlos ist, sei Du es wollend — das ist’s!“
F. Schiller